intervisona fovens
... eine wundersame Blume am Rande Rhetoras

Die intervisona fovens (benannt von meiner Wenigkeit Prof. Dr. pud. Elmar Galilé) ist eine selbst für meine Reiseentdeckungen ganz und gar außergewöhnliche Pflanze... vermutlich sollte man auch eher sagen „sind außergewöhnliche Pflanzen“. Ich fand sie fast ausschließlich an der Grenze Rhetoras, da dort (meiner Hypothese nach) die stürmischen Winde der Aspirten die Samen der verschiedensten Blumenarten ins friedliche Rhetora brachten. Wer bereits in den Genuss meiner Ausführungen über die Aspirten kam, weiß sicher noch, dass das karge Land und die dort lauernden Gefahren die Entwicklung der spannendsten Instinkte und Ausprägungen der dortigen Flora und Fauna begünstigen – Ein wahrer Goldschatz für Forschende wie mich.
So weisen die dort lebenden Pflanzen im Allgemeinen zwei Merkmale auf, nämlich (a) ein erstaunlicher Gemeinschaftssinn und (b) die Fähigkeit zu Arten der Fortbewegung (vgl. meine Ausführungen über „Die wandelnde Welt“, in meinen irgendwann erscheinenden Reiseerinnerungen). Die intervisona fovens setzt dem ganzen aber noch die Krone auf… und ich schäme mich bei all meiner Professorenwürde nicht zuzugeben, dass ich bei dieser Entdeckung derart in Verzückung geriet und eine hydrologische Fußnote an meinem Schreibtisch hinterließ.
Also halten Sie sich fest – die intervisona fovens besitzt die Fähigkeit zur Wandlung von Ideen und Inspiration in Nährstoffe und Wasser!
Wie genau dieser Übergang von Ideen zu Lebenselixier funktioniert, untersucht bereits eine meiner Studierendengruppen. Meine vorläufige Hypothese: In Rhetora, wo Kommunikation nicht nur gesellschaftliche Praxis, sondern nahezu Naturgesetz ist, existiert eine Durchlässigkeit zwischen dem Begrifflichen und dem Stofflichen. Was wir hier „Gedankenstrom“ oder „Ideenfluss“ nennen, ist dort nicht bloß Metapher, sondern vermag Teil der materiellen Welt zu werden. Ich vermute, dass auch die besonderen Kraftamulette, die mir einmal in einem Kampf gegen den Licior das Leben gerettet haben, auf ähnliche Art erschaffen werden… aber ich schweife schon wieder ab, liebe Lesende.
Um nun also noch einmal auf meinen Eingangskommentar zurückzukommen. Wie überrascht war ich, als ich diese Gattung in ihrem natürlichen Lebensraum erforschte… und am nächsten Tag am gleichen Ort keine Pflanze mehr vorfand. Vom Phänomen der wandelnden Pflanzen wissend, suchte ich alles im „gangbaren“ Umkreis ab – ohne Erfolg. Wenn ich etwas zutiefst nicht ausstehen kann, dann sind das ungelöste Rätsel. Also grübelte ich und grübelte und suchte und suchte und stellte die wildesten Theorien auf, bis ich eine einzelne Blume fand, die mir bekannt vorkam… und dann noch eine. An verschiedenen Orten. Nach der dritten Blume, die ich auch grob anhand meines Skizzenbuchs identifizieren konnte, war es mir plötzlich klar:
Die intervisona fovens sind weniger eine einzelne Spezies, sondern vielmehr eine Zusammenkunft verschiedener Pflanzen, die sich in regelmäßigem Turnus versammeln! Wie auch sonst könnten stetig neue Impulse, Ideen und Ansichten zu Nährstoffen verwandelt werden, sodass gemeinsam geblüht werden kann? Genau durch diese Verschiedenheit und Wertschätzung und in einem Verbund, in dem jede Pflanze ein wesentlicher Teil des Ganzen ist.